Interview: Advanced teaching

Wie es ist, als Dozent selbst die Schulbank zu drücken:
Markus-Peter Rüedi beantwortet uns Fragen rund ums Unterrichten und die Advanced teaching, das Weiterbildungsangebot für Lehrpersonen.

Wie ist es, als Dozent selbst die Schulbank zu drücken?
Das ist für Lehrkräfte, Dozenten und Referenten in meinen Augen nichts Aussergewöhnliches. Wir sind beruflich bedingt ständig in Aus- und/oder Weiterbildung, dies sowohl im fachlichen als auch im pädagogischen Bereich. Ich freue mich zuweilen richtig, die Fronten wechseln zu dürfen und als Lernender Stunden oder Tage zu verbringen. Dies beginnt schon beim Eintreten in den Unterrichtsraum – ich bin immer sehr gespannt, was die Lehrkraft schon vorbereitet hat, wie sie dies gemacht hat und was für mich speziell, neu oder besser als im eigenen Unterricht ist. Ich beobachte als Berufsschullehrer das ganze Unterrichtsgeschehen sehr wach, teilweise auch kritisch und nehme immer auch etwas für meinen eigenen Unterricht mit. Manchmal sind dies Literatur-Hinweise die ich weiterverfolge, manchmal aber sind es auch Dinge, welche ich zügig umsetze und dann im Laufe der Zeit in meinen eigenen Settings verfeinere.

Was beschäftigt Sie zum Thema Unterrichten?
Als Dozent mit drei pädagogischen Ausbildungen beschäftigt mich sehr viel im unterrichtlichen Geschehen:

  • Die ständig zunehmende Heterogenität der Gruppen
  • Die sich rasend schnell verändernde Berufsbildungslandschaft
  • Die generelle Digitalisierung im Unterricht
  • Der Fachkräftemangel und daraus abgeleitet, wer welche Aus- und Weiterbildungen zu machen hat
  • Die veränderte Sozialisation der jüngeren Menschen, welche ich zeitweise als sehr stark fordernd im Unterrichtsgeschehen erlebe, dies mit starkem Konsumverhalten und wenig Regelverständnis

Es gäbe noch viele Themen, welche mich tagtäglich beschäftigen. Ich stelle mir aber immer auch die Frage, ob das, was mich beschäftigt nur mein Problem (weil meine Generation vielleicht noch etwas anders unterwegs ist) oder ein Thema ist, welches andere Lehrkräfte oder eine Bildungsinstitution auch beschäftigt?

Welchen Herausforderungen begegnen Sie als Dozent?
Meine ganz persönliche Herausforderung ist in allen Bildungssettings jene, dass ich mit einer Gruppe schnell in den Lernmodus komme und ihnen z.B. mittels kooperativen Unterrichts ein Optimum mitgeben kann. Ich will diese Menschen auf diesem nicht immer leichten Weg begleiten und unterstützen, ihnen helfen, neue, selbst gemachte praxisrelevante Erkenntnisse zu gewinnen.

Wie spontan reagieren Sie beim Unterrichten auf die Stimmung der Klasse?
Das Wahrnehmen von Stimmung der Klasse oder einzelner Personen innerhalb einer Gruppe gehört beim Unterrichten fix dazu. Häufig spreche ich mit den Gruppen über meine Wahrnehmungen.
Mir fällt auf, dass es zuweilen schwierig ist, Stimmungen richtig wahrzunehmen. Auch schon hatte ich das Gefühl, dass es gut läuft, gut gearbeitet wird und eine gute produktive Arbeitsstimmung in der Gruppe herrscht. Später bei der Auswertung wurde ich dann einer anderen Sache belehrt.
Aber ganz grundsätzlich: Wahrgenommene Stimmungen haben eine Reaktion, häufig auch eine Veränderung des Unterrichts zur Folge. Diese Veränderungen sind dann wie das Salz in der Suppe. Auch schon habe ich damit neue Erkenntnisse gewonnen, welche mich beim weiteren Unterricht später begleiteten.

Weshalb besuchen Sie gerade Advanced-teaching-Seminare bei H+Bildung in Aarau?
Ich habe, wenn immer möglich, an diesen Veranstaltungen teilgenommen. Warum? Ganz einfach, weil das Gelernte wirklich 1:1 im eigenen Unterricht umsetzbar ist.
Der Schwerpunkt liegt hier von Anfang an bei der Umsetzung. Jedes Seminar war bis jetzt verbunden mit einem Transferauftrag für die Praxistätigkeit. Ich musste das neu Gelernte jeweils in der Praxis umsetzen und danach im Sinne einer Selbsteinschätzung für H+Bildung und die Seminarleitenden reflektieren. Damit ist der Praxisbezug gewährleistet. Genau das ist es, was mir hilft, mich zu verändern, Neues zu probieren und nicht im Alten zu verharren.

Was nehmen Sie aus dem Seminar mit?
Gerade letztes Seminar mit dem Thema «die 5-Minuten-Methoden» zeigt dies sehr deutlich: Wir lernten neue, kurze Spiele für sämtliche Unterrichtssequenzen kennen. Diese kurzen Inputs können Lern- und Entwicklungsschritte generieren. Es sind zwar kleine Timeouts im regulären Unterricht, unterstützen aber in den Lernprozessen, machen die Gehirne wieder frei und neu leistungsfähig.

Heute, genau eine Woche nach dem Seminar habe ich bereits 9 Mal etwas in meinem Unterricht umgesetzt. Dies an den verschiedenen Orten meiner Tätigkeit, mit wechselndem Publikum und bei unterschiedlichen Fachthemen.
Die Teilnehmenden haben durchaus positiv auf die kurzen Inputs reagiert, sie entspannten das Lernen und erzeugten Lacher. Sie brachten die Leute trotz der enormen Sommerhitze in den Unterrichtsräumen letztlich wieder zum Thema zurück. Was will ich mehr?

Fazit: «Wer's nutzt – dem nützt's.»

Foto Markus Peter Rueedi

 

 

   Markus-Peter Rüedi ist Dozent bei H+ Bildung

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